Ein Garn begleitet dich über viele Stunden beim Stricken – Masche für Masche entsteht etwas Einzigartiges unter deinen Händen. Umso wichtiger ist es, dass das Material nicht nur gut aussieht, sondern sich auch im Alltag bewährt.
In meiner Facebook-Gruppe kam kürzlich eine Diskussion auf, die viele kennen: Ein neues Garn – wunderschöne Farben, weicher Griff – aber schon beim Stricken beginnt es zu pillen. Die Enttäuschung ist groß. In diesem Beitrag zeige ich dir, worauf ich bei der Auswahl und Empfehlung von Garnen achte – und warum bestimmte Qualitäten seit Jahren Teil meiner Designarbeit sind.

Was macht ein gutes Garn aus?
Ein hochwertiges Garn erkennst du nicht nur am Preis oder an der Optik. Es sind vor allem folgende Merkmale, die über die Qualität entscheiden:
Fasermischung und Verarbeitung
Reine Naturfasern wie Schurwolle, Baumwolle, Leinen oder Alpaka – oder durchdachte Mischungen – ergeben langlebige, formstabile Strickstücke. Besonders die Verspinnung ist entscheidend: Locker gesponnene Garne pillen schneller als kompakt gezwirnte Qualitäten.
Langlebigkeit und Formstabilität
Ein gutes Garn sieht auch nach häufigem Tragen und Waschen noch schön aus. Es behält seine Form, ohne auszuleiern oder zu verfilzen. Diese Eigenschaft zeigt sich meist erst im Alltag – deshalb setze ich auf erprobte Qualitäten.
Nachhaltigkeit und Herkunft
Zertifizierte Garne – z. B. mit GOTS-Siegel – stehen für umweltfreundliche Herstellung, Transparenz und faire Arbeitsbedingungen. Sie sind oft auch hautfreundlicher und langlebiger.
Saisonware vs. bewährte Garnklassiker
Viele Hersteller bringen regelmäßig neue, saisonale Garne auf den Markt. Doch oft verschwinden diese nach kurzer Zeit wieder – das macht Nachkauf, Umplanung oder Anpassungen schwierig.
Ich empfehle deshalb Garne, die langfristig erhältlich sind und bei denen Farben ergänzt – nicht ersetzt – werden. Solche Klassiker bilden die Basis vieler meiner Strickdesigns.
Beispiele bewährter Garnklassiker:
- Como (Lamana) – extrafeine Merinowolle, weich und vielseitig
- Semilla Melange (BC Garn) – GOTS-zertifiziert, rustikale Optik
- Drops Alpaca – weich, leicht glänzend, in vielen Farben
- Drops Soft Tweed – feiner Tweed-Effekt, zurückhaltend edel
- Drops Air – geblasene Struktur, besonders leicht
- Drops Flora & Nord – klare Maschenbilder, vielseitig einsetzbar
- Loch Lomond (BC Garn) – griffige Struktur, GOTS-zertifiziert
- Shetland-Garne – klassisch, leicht filzend, langlebig
- Mohair-Seide-Garne – ideal zum Kombinieren, federleicht
Diese Garne sind oft über viele Jahre hinweg verfügbar – perfekt zum Nachstricken oder Ergänzen. Passende Beispiele findest du in meinen Anleitungen, z. B. beim Uukii Cardigan oder dem Maiija Crossover.
Hersteller mit gleichbleibendem Sortiment
Verlässlichkeit ist für mich ein zentraler Faktor bei der Garnwahl. Einige Hersteller pflegen ihre Kollektionen seit Jahrzehnten – mit gleichbleibender Qualität und ruhiger Weiterentwicklung.
Diese Hersteller empfehle ich regelmäßig:
- Drops Design (Garnstudio) – stabile Preise, große Auswahl an Standards
- Lamana – hochwertige Qualitäten mit reduzierter Farbwelt
- BC Garn – viele GOTS-zertifizierte Klassiker
- Kremke Soul Wool – recycelte und vegane Garne
- Rauma & Sandnes Garn – skandinavische Klassiker
- Isager (DK) – feine Garne zum mehrfädigen Stricken
- Rowan (UK) – traditionsreiche Qualität, v. a. für Tweeds & Baumwolle
- De Rerum Natura (FR) – GOTS-Garne mit moderner Haptik
- Erika Knight (UK) – bewusst reduziertes, langlebiges Sortiment
Warum ich GOTS-zertifizierte Garne bevorzuge
Das GOTS-Siegel (Global Organic Textile Standard) steht für ökologisch und sozial verantwortungsvolle Textilproduktion. Für mich ist das nicht nur ein ethisches Argument – die Haptik, Qualität und Verträglichkeit dieser Garne überzeugt auch im Alltag.
Mehr Infos zu nachhaltigen Garnen findest du auch auf der Knit-Along-Seite und in meinen Garnalternativen zum Kukka Cardigan Chunky und Uukii Shirt.
Qualität vor Neuheit – mein Prinzip
Ich werde oft gefragt, warum ich nicht jedes neue Garn teste. Der Grund ist einfach: Ich möchte, dass du mit deinem Strickprojekt langfristig zufrieden bist. Deshalb empfehle ich nur Garne, die ich selbst mehrfach verarbeitet habe und deren Qualität sich bewährt hat.
Häufige Fragen (FAQ)
Was bedeutet es, wenn ein Garn pillt?
Pilling bezeichnet kleine Knötchen auf der Oberfläche, die durch Reibung entstehen. Weiche Garne wie Merino neigen eher dazu. Übermäßiges Pilling schon beim Stricken deutet oft auf schlechte Spinnqualität hin.
Wie erkenne ich langlebige Garne?
Achte auf die Zwirnung, Fasermischung (z. B. Wolle mit Alpaka oder Nylon) und die Erfahrungen anderer Stricker:innen. Solche Infos findest du auch in meiner Facebook-Gruppe.
Was bringt das GOTS-Siegel?
Es garantiert ökologische Herstellung, faire Arbeitsbedingungen und hautfreundliche Verarbeitung. GOTS-Garne sind meist besonders langlebig.
Wie finde ich Garnalternativen?
Wichtig sind Maschenprobe, Lauflänge und Zusammensetzung. In vielen meiner Anleitungen und Blogartikel nenne ich erprobte Alternativen – oder du fragst in der Community.
Warum empfehle ich bestimmte Garne mehrfach?
Weil sie in vielen Projekten überzeugt haben – in Haptik, Haltbarkeit und Verarbeitung.
Wie pflegt man hochwertige Garne?
Schonend von Hand waschen, lauwarmes Wasser und Wollwaschmittel verwenden, liegend trocknen. Manche Garne sind auch maschinenwaschbar – beachte die Banderole.
Superwash oder naturbelassen – was ist besser?
Superwash-Garne sind maschinenwaschbar, aber chemisch behandelt. Sie verlieren an Griff, Atmungsaktivität und Umweltfreundlichkeit.
Ich verwende lieber naturbelassene oder GOTS-zertifizierte Garne – sie stricken sich schöner, halten länger und fühlen sich einfach besser an.
Wissenswert: Superwash oder naturbelassen?
Superwash-Garne sind chemisch behandelt, damit sie maschinenwaschbar und filzfrei sind. Das klingt praktisch – aber:
– Die Wolle verliert oft ihren natürlichen Griff und Glanz.
– Das Trageklima wird synthetischer.
– Die Umweltverträglichkeit ist begrenzt.
Ich persönlich bevorzuge naturbelassene oder GOTS-zertifizierte Garne – sie stricken sich angenehm, sind langlebig und bei richtiger Pflege absolut alltagstauglich.
Zuletzt aktualisiert am 9. Juli 2025